Montag, 13. Oktober 2008

Back again

Am Wochenende stand also die Jahresvollversammlung der Cimade in der Heimstadt Brassens', Sète, an und diese markiert einen weiteren Schritt zu meiner spirituellen Erleuchtung, denn zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen wurde ich in einer christlichen Begegnungstätte untergebracht. Diese hatte allerdings den Vorteil, direkt am Meer zu liegen und gewinnt das Rennen somit in Usain-Bolt-Manier. Ob gedopt oder nicht, sei mal dahingestellt.
Nachdem wir trotz geplanter Picknick-Steuer ein ebensolches am Strand machten, ging es los mit dem Programm, das sich im Laufe der Tage als eher mittelprächtig herausstellte. Viel Gelaber um Kleinigkeiten, viel Gelaber, das ich nicht verstanden habe, wenig Gelaber, das mich interessiert hat. Aber gut, die Stimmung war trotzdem meist heiter und die Leute auch nett. Das Durchschnittsalter lag wohl bei mindestens 65 Jahren, aber rüstige (Früh-)Renter sind manchmal noch viel verrückter als man sich so vorstellen mag. So wurde der Wettbewerb, wer am öftesten baden geht, zu einem spannenden Zweikampf zwischen Bernadette und Yarmila - die ich beide aus Marseille kenne-, die jede Kaffeepause zur Flipper-Gedächtnisstunde ausdehnten. Da konnte ich nicht mithalten, denn es blieb bei einem einzigen Aufenthalt im Meer, der aber umso schöner geriet, da mich die aufgehende Sonne am Himmel dabei begleitete.
Den Alterschnitt enorm gesenkt habe nicht nur ich, sondern auch zwei andere deutsche Freiwillige, die in zwei Flüchtlingswohnheimen der Cimade arbeiten. War sehr angenehm mit den beiden, man konnte sich auch mal über Youri Djorkaeff und andere Legenden unterhalten und sich v.a. mal das ausdrücken, was man auch meint. Evtl. schon nächste Woche kommt einer der beiden mich hier besuchen und wir gehen auf ein Festival, wo u.a. Herbie Hancock und Nneka spielen. Vielleicht kann ich ja einmal ein paar Wochen in einem CADA (Centre d'Accueil des Demandeurs d'Asile) arbeiten, um auch diese Seite der französischen Asylpolitik näher kennenzulernen.
Highlight der drei Tage war mit Sicherheit ein Benefizkonzert für die Cimade-Kampagne der "Amoureux au ban public" in Montpellier. Und zwar kein Benefizkonzert, bei dem zehn aus Mitleid gekommene Zuschauer allenfalls bemühten Leuten auf der Bühne zugucken, sondern ein richtiges Konzert mit richtigen Künstlern, die vor knapp 4.500 Leuten spielten. Sechs Stunden gute Musik und mittelmäßiges Bier waren ein echter Knaller! Genauso die hier noch verbreitete Kulturtechnik des wilden Auf-den-Boden-Trampelns als Zeichen heller Begeisterung.
Unter den Strich kommt noch eine abgestaubte, wahnsinnig hässliche Mütze, die mir aber als Tarnkappe in U- oder Straßenbahn sicher noch gute Dienste leisten wird. Sie sieht einfach zu französisch aus.


Am heutigen Tage habe ich mir bloß ein Haus im Panier - dem Viertel am Alten Hafen, das Adolf mal teilweise spregen ließ - angeguckt, das nicht nur älteste Haus der Stadt ist und trotzdem besser aussieht als die meisten, sondern auch beim Wiederaufbau in den 50ern einfach mal lockerlässig um 90° gedreht wurde, so dass die einst eingravierten Straßennamen nun falsch sind. Ich klaue einfach mal ein Paar Bilder.



Det war's, jetzt geht's Tim & Struppi hören,

euer Doktor Bienlein

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