Sonntag, 14. Dezember 2008
Opus Magnum
Samstag, 29. November 2008
Burn, baby, burn
Sehnsüchtig erwartet und nun endlich da: Mesdames et messieurs, das erste brennende Auto. Und ich habe mich dafür nicht einmal gen Norden, wo die berüchtigte kärcherresistente "racaille" residiert, bewegen müssen, sondern das Spektakel fand keine 20m vor meiner Haustüre statt. Also Popcorn und Cola ausgepackt und Ghettofeeling aufgesogen. Die Frage, ob nun das wildgewordene Prekariat, ein Tourismusbüro, das auf Klientel wie mich setzt, oder nicht doch einfach ein ganz normaler technischer Zwischenfall der Grund für 45 Minuten gute Unterhaltung war, sei dahingestellt.
Die Feuerwehr hat sich jedenfalls ausreichend Zeit gelassen, mich beim ausgiebigen Glotzen & Gaffen nicht zu unterbrechen und braucht mind. dreißig Minuten, um anzurücken. Danach war's langeweilig, diese Schweine! Heute zeugt nur noch die nun pechschwarze Wand vom Geschehenen.
Putain, les pompiers!
Dienstag, 25. November 2008
Kinderzimmer Productions
Dafür kam die sehnsüchtig erwartete Kamera gestern an und im Folgenden sind die Produkte ihrer Entjungferung zu sehen. Mein Zimmer. Aufgeräumt. Blitzblanktiptop.
Der Blick aus meinem Zimmer
Mein bevorzugter Aufenthaltsort
Schreibtisch mitsamt meinem besten Freund. Wer genau hinguckt, findet sogar die unvermeidlichen Adiletten (mit Massagesohle!).
Soll nach Leseecke oder sowas aussehen, wird aber meist zur Kleiderablage umfunktioniert
Dienstag, 18. November 2008
The Big Picture
Auferstanden von den Toten oder zurück aus Freiburg, bacc in business in Marseille. Vor der Reise in die Alte Welt war ich, wie die Fotos hoffentlich eindrücklich beweisen, wandern; eine Tätigkeit, die in der trauten Heimat natürlich bis auf Letzte verschmäht wurde. Auch habe ich mir die "ambiance chaude" im Stade Velodrome anlässlich des Spiels gegen die vermaledeiten Pariser Hundeköpfe, wie es einmal mehr die nicht vorhandenen Fotos nicht beweisen können, nicht entgehen lassen. So wurde ich Zeuge eines Flaschenregens beim Einlaufen des PSG-Torwarts, der Bewunderung des Franzosen für pompöse deutsche Kompositionen (Orffs O Fortuna aus Carmina Burana), von Fangesängen, die sich im Wesentlichen mit verschiedenen Analtechniken, die man am verhassten Hauptstädter praktizieren will, auseinandersetzen und schlussendlich leider auch der 2:4-Niederlage von OM.
Um meinen neues Helden nachzueifern, habe ich es endlich auch mal geschafft, den knapp zehn Fußminuten entfernt gelegenen Fußballplatz aufzusuchen und am dortigen Training teilzunehmen. Resultat: Ich will ab sofort nur noch "Ballack" genannt werden. So wurde ich vorgestellt, so werde ich dort genannt, so spiele ich.
Um das beweisen zu können - und das ist die wirkliche Sensation des Tages - habe ich mir tatsächlich eine Kamera zugelegt, die in den nächsten Tagen ankommen sollte und mich von der schier erdrückenden Last des Schreibens erlösen wird.
Mit sportlichem Gruß,
euer Mischi
Freitag, 7. November 2008
Mittwoch, 29. Oktober 2008
Konzert, Kuhkampf und Kampfköter
Reeewind! Ich war beim Vortrag Jean-Pierres stehen geblieben, bei dem fast nur Leute aus der Cimade anwesend waren, u.a. auch Youssef, der mich für den damals kommenden, inzwischen vergangenen Samstag einlud, seine Aufenthaltsgenehmigung zu feiern. Nachdem die Veranstaltung beendet war, machten wir - Sebastian aus Béziers und ich aus Marseille - uns in Richtung "La Joliette" auf, ein Viertel, das im Rahmen des Projekts "Euromediteranée" entstanden und vor lauter Kälte in den Straßen die pralle Sonne am Himmel (fast) vergessen lässt.
Weil wir ausreichend Zeit hatten, gingen wir zu Fuß, und weil ich noch nie in der Joliette war, verliefen wir uns. Eine Disziplin, in der ich inzwischen anerkannter Großmeister bin. So konnten wir aber auch die alten Ecken des Viertel sehen, die ihrem Aussehen und dem Müll in der Gosse nach zu schließen nicht unbedingt von der Bourgeoisie bewohnt werden.
Irgendwann und trotzdem immer noch zu früh, kamen wir an den Docks des Suds an, wo später Jazz-/Funk-Legende Herbie Hancock und Soul-Hoffnung Nneka auftreten sollten. Eigentlich ein Vergnügen, das meinen Hartz IV-Geldbeutel zumindest belasten würde, da das Fuchstum jedoch in meinen Genen nachweisbar ist, bezahlten wir jeweils nur 5 €, zumindest für die Tickets...
Das Festival erinnerte mich sehr an das ZMF, obschon es weder Zelte noch Bambinilauf gab, geschweige denn den gefürchteten Regen. Ganz im Gegenteil: Auch Mitte Oktober lässt sich hier ganz ausgezeichnet eine Open-Air-Veranstaltung durchführen, ohne dass man um seine Extremitäten bangen muss.
Die Bühne lag an einem nicht ganz gewöhnlichen Ort: Unter einer Autobahn-Passerelle, was überraschenderweise keinen negativen Einfluss auf den Sound hatte.
Nachdem Hancock sein Konzert mit seinem größten Hit Chameleon beendet hatte, zogen wir ein Bisschen über das überfüllte Gelände und endeten an einer seltsamen, umzäunten Manege. Ein provenzalischer Cowboy mit Hut und Akzent versuchte sich als FatmanScoop und brüllte allerlei Nichtaussagendendes in ein Mikrofon, das er zeitgleich anscheinend zu verschlingen suchte. Im Ring waren knapp zehn Jugendliche, die wohl allesamt einen auf dicke Hose machten, weil sie... Ja, weil sie einen Sport betreiben, dessen Namen ich nicht kenne, der aber offensichtlich traditionell Provenzalisch ist und bei dem es darum geht, einer jungen Kuh auf den Kopf zu hauen, ohne von dieser auf die Hörner genommen zu werden. Hört sich komisch an, is aber so.
Nach einigen Minuten wurde das arme Tier dann auch freigelassen, scharrte einige Male mit den Hufen und los ging die wilde Auf-den-Kopf-Hauen-und-Abhauen-Action. Nachdem vier Runden das Tier die berüchtigten Schläge auf den Hinterkopf abbekommen hatte, ohne sichtbar von einer Erhöhung des Denkvermögens zu profitieren und auch keinen der Dicke-Hose-Kerle erwischt hatte, wurden die Zuschauer aufgefordert, doch auch mal mitzumachen. Und da der gemeine Marseillais natürlich auch zeigen muss, wie dick seine Hose ist, war der Käfig auf einmal prall gefüllt mit Dicken, Kleinen, Baggyhosenträgern und sonstigen wenig kampferprobten. Die Kuh kam endlich auf ihre Kosten und durfte die Flüchtenden von der Funktionsweise ihrer Hörner überzeugen. Gottseidank.
Nach diesem überraschenden, für mich als Veggie vom Dienst natürlich nur schwer auszuhaltenden Kuhkampf ging es zum letzten Konzert des Abend - Nneka. Als diese versuchte, dem versammelten Franzosentum vor ihr etwas über die böse Welt, die natürlich nur Jah retten kann, zu übermitteln, dieses aber weiter gröhlte und klatschte, entschuldigte sie sich: "I know you don't understand me, I'm sorry that I don't speak French, but please listen." - Reaktion: Lauteres Gegröhle und Geklatsche. Gelernte Lektion: Vorurteile sind also doch fast immer wahr, so wie jenes über die Nichtbeherrschung der englischen Sprache seitens des Franzosen. Wunderbar diese Welt! So lässt sich's einfach leben.
Im Folgenden könnte ich eine halbe Stunde über das (quasi nicht-existente) öffentliche Verkehrsnetz Marseilles schreiben, ich lasse es aber. Es sei nur soviel gesagt: Weil es nach 0.30 war, mussten wir die knapp 10km von der Joliette nach St. Julien zu Fuß bestreiten. Eigentlich. Wir benutzten nämlich unseren Daumen, um die Füße zu schonen und probierten es mit der guten, alten Tramperei. Als Moralapostel Numero Uno konnte ich es natürlich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, einen dicken SUV um unsere Mitnahme zu bitten, zog meinen Daumen wieder ein und hoffte auf das - gerade in Frankreich - ja eh nie kommende solarbetriebende Gutmenschenmobil. Sebastian kannte da weniger Skrupel und hatte somit mehr Erfolg. Ein pakistanischer Restaurant-Besitzer nahm uns also in seinem Prollschlitten mit, der aber alsbald in einen Gangsterschuppen verwandelt werden sollte - denn was ist mehr Gangsta als 2Pacs "Hit 'em Up", das der mir urplötzlich äußerst sympathische Fahrer auflegte und mein Herz um drei Etagen höher schlagen ließ. So ging es also mit mind. 80 km/h die Avenue du 25 avril 1915 hinauf und an der Ampel fehlte nur noch das obligatorische Driveby, um mich vollkommen als O.G. zu fühlen. Abgesetzt direkt vor der Haustür und vollgepumpt mit Adrenalin ob des ereignisreichen Abends, ging es direkt in die Heia, die auch als Aufenthaltsort bis zum nächsten Mittag dienen sollte. Grade aufgestanden gab es auch schon ein großes Essen mit allerlei Freundinnen von Martine. Einer hatte ihren Sohn mitgebracht, der mich als Veteranen und Kenner mit seiner Playmobilsammlung kaum beeindrucken konnte. Für größere Hektik sorgte der anwesende und - wie sollte es auch anders sein - unglaublich hässliche Kampfhund, der nicht nur jedem Anwesenden auf den Schoß sabberte, sondern auch ein Auge auf CouCou und Yollande, unsere beiden Hühner, geworfen hatte. Sein Interesse galt jedoch nicht der Beteiligung an der Eierproduktion, vieleher wollte er diese durch einen gezielten Biss in den Hals der Gackernden verhindern. Ist aber nicht so weit gekommen durch den heldenhaften Einsatz einiger Gäste. Nachdem Sebastian noch zum Abschied einen TetraPak-Geldbeutel geschenkt bekam, fuhren wir in die Stadt runter, guckten uns das Stade Vélodrome von außen an (ich eine Woche darauf übrigens von innen) und fuhren auf der Corniche Richtung Zentrum und Bahnhof, wo ich ihn zum Zug brachte, der ihn nach Béziers fuhr.
Donnerstag, 23. Oktober 2008
Mal was Inhaltliches...
Mittwoch, 22. Oktober 2008
Pastis, Pizza und Palaber
Nachdem ich Freitagabend von der Arbeit heimgekehrt war, wandelte ich für eine knappe Stunde auf Otto Rehhagels Spuren und versuchte mich als technisch und taktisch versierter Anstreicher. Opfer war ein IKEA-Brett, das irgendwann einmal - insofern ich es denn schaffe, es an der Wand anzubringen - als Bücherregal dienen soll und da ich ja bekanntermaßen gelernter und v.a. talentierter Handwerker bin, war das Ganze natürlich ein Klacks für mich. Nun darf sich das gute Stück schon seit fünf Tagen ausruhen, bevor es in naher oder ferner Zukunft ans Kreuz geschlagen und somit seiner wahren Bestimmung zugeführt wird. Und wenn ich dann auch schon dabei bin, werde ich mich auch am ebenfalls neu gekauften Spiegel vergehen. Dieser ist nötig, weil ich meinen Bauch als Objekt der Betrachtung zwar auch durchaus spannend und natürlich äußerst attraktiv finde, für andere Körperteile wie bspw. den Kopf jedoch jegliche angebrachte Spiegel im Haus aufgrund Martines offensichtlich nur mäßigen Fruchtzwergekonsums während ihrer Kindheit schlichtweg zu niedrig und nur unter größten Belastungen für die geschundene Wirbelsäule auch als solche zu benutzen sind - zumindest für Wiehre-Öko-Markt-gestählte Weißwürste.
Nach der heldenhaften Pinseltat war mir nach Entspannung, die Terrasse schien mir der geeignete Ort, die Radioübertragung des SC-Spiels die geeignete Gelegenheit, der Pastis das geeignete Getränk. Günter Koch war dann auch ganz hin und weg von diesen Freiburgern, wollte anfangs mindestens Butscher, Bechmann und Jäger auf einmal heiraten, bevor er ab der 40. Minute urplötzlich die Scheidung einreichte und die Auswechslung der genannten drei forderte. Offensichtlich durcheinandergebracht von den Turbulenzen in ihrem Liebesleben, ging die Mannschaft dann in bekannter Auswärts-Art baden und verlor 2:0.
Gegen Ende der zweiten Halbzeit bekam ich allerdings eh nicht mehr allzu viel mit, denn Gilles, mein Nachbar mit dem Hardcore-Dialekt, hatte zu Hofe geladen, um seinen 45. Geburtstag zu feiern. Martine und ich gesellten uns hinzu und begaben uns in die Gesellschaft von sechs Mitvierzigern, die aber allesamt das Verhalten von 18-Jährigen an den Tag legten. So wurde über MSN mit drei verschiedenen Frauen gleichzeitig das nächste Date vereinbart, während die Meute im Hintergrund jauchzte und jubelte. Wenn Martines Bemerkung, an diesem Abend würde ich die Ur-Marseiller Lebensart kennenlernen, stimmt, dann muss dazu auch gehören: viel Pastis, Pizza und Palaber, wobei schwer zu entscheiden ist, ob der erste oder der letzte Punkt am größten geschrieben und am exzessivsten praktiziert wird.
Irgendwann wurden Bongos, Gitarre und Mikrofon ausgepackt und bis zum Umkippen betrommelt, bespielt, besungen. Den MC gab dabei Piero, Gilles engster Freund, der ob seiner Unkenntnis der Liedtexte lieber singend freestylte und für allerlei Lachkrämpfe bei den Umsitzenden sorgte.
Irgendwann suchte und fand ich dann den Weg in mein Bett und nach etwas kurzer Nacht fuhr ich Samstagmorgen in die Stadt runter, um Sebastian, den man unten auf dem Foto sehen kann, vom Bahnhof abzuholen. Nachdem wir die Protztreppen am Bahnhof, die zur Demonstration der Herrlichkeit der französischen Kolonialgeschichte gebaut wurden, hinter uns gelassen hatten, zeigte ich ihm ein wenig das Zentrum um die Canebière, bevor wir den langen, steinigen Weg ins traute St. Julien antraten.
Gestärkt von einem Mittagessen ging es aber recht bald schon wieder hinunter, weil wir eine Veranstaltung einer Organisation eines blinden kurdischen Flüchtlings aus dem Irak besuchten, bei der mein Chef Jean-Pierre einen Vortrag mit dem reizenden Titel "Vers une autre mondialisation: la question de l'intégration et le concept de la citoyenneté mondiale" hielt.
Von Konzert, Stierkampf und Kampfhund erzähl ich morgen in der Fortsetzung.
Dienstag, 21. Oktober 2008
Drei Fotos aus Sète
Der Strand in Sète, 30 Sekunden von meinem Bett entfernt und dementsprechend oft frequentiert während des Wochenendes
Auch der zwischenmenschliche Teil kam nicht zu kurz. Links Sebastian, der mich vergangenes Wochenende hier, in Marseille, besucht hat und in einem Flüchtlingswohnheim in Béziers bei Montpellier arbeitet.
So'n französischer Manu-Chao-Verschnitt, der beim "Amoureux au ban"-Konzert aufgetreten ist.
Frankreich ist auch nicht mehr das, was es einmal war: Morgen fällt auch noch mein freier Mittwoch weg und ich stehe doch tatsächlich kurz davor, eine 40-Stunden-Woche zu haben. Zeit für 'nen Streik.
Morgen gibt's Weltbewegendereres,
vom Youllian
Post scriptum: Nein, ich hab immer noch keine Kamera, die Bilder sind einmal mehr geklaut, dieses Mal von Sebastian, aber nicht dem auf dem Foto, sondern einem anderen, der ebenfalls bei der Cimade in der Nähe von Paris schaffe tun tut.
Montag, 13. Oktober 2008
Back again
Nachdem wir trotz geplanter Picknick-Steuer ein ebensolches am Strand machten, ging es los mit dem Programm, das sich im Laufe der Tage als eher mittelprächtig herausstellte. Viel Gelaber um Kleinigkeiten, viel Gelaber, das ich nicht verstanden habe, wenig Gelaber, das mich interessiert hat. Aber gut, die Stimmung war trotzdem meist heiter und die Leute auch nett. Das Durchschnittsalter lag wohl bei mindestens 65 Jahren, aber rüstige (Früh-)Renter sind manchmal noch viel verrückter als man sich so vorstellen mag. So wurde der Wettbewerb, wer am öftesten baden geht, zu einem spannenden Zweikampf zwischen Bernadette und Yarmila - die ich beide aus Marseille kenne-, die jede Kaffeepause zur Flipper-Gedächtnisstunde ausdehnten. Da konnte ich nicht mithalten, denn es blieb bei einem einzigen Aufenthalt im Meer, der aber umso schöner geriet, da mich die aufgehende Sonne am Himmel dabei begleitete.
Den Alterschnitt enorm gesenkt habe nicht nur ich, sondern auch zwei andere deutsche Freiwillige, die in zwei Flüchtlingswohnheimen der Cimade arbeiten. War sehr angenehm mit den beiden, man konnte sich auch mal über Youri Djorkaeff und andere Legenden unterhalten und sich v.a. mal das ausdrücken, was man auch meint. Evtl. schon nächste Woche kommt einer der beiden mich hier besuchen und wir gehen auf ein Festival, wo u.a. Herbie Hancock und Nneka spielen. Vielleicht kann ich ja einmal ein paar Wochen in einem CADA (Centre d'Accueil des Demandeurs d'Asile) arbeiten, um auch diese Seite der französischen Asylpolitik näher kennenzulernen.
Highlight der drei Tage war mit Sicherheit ein Benefizkonzert für die Cimade-Kampagne der "Amoureux au ban public" in Montpellier. Und zwar kein Benefizkonzert, bei dem zehn aus Mitleid gekommene Zuschauer allenfalls bemühten Leuten auf der Bühne zugucken, sondern ein richtiges Konzert mit richtigen Künstlern, die vor knapp 4.500 Leuten spielten. Sechs Stunden gute Musik und mittelmäßiges Bier waren ein echter Knaller! Genauso die hier noch verbreitete Kulturtechnik des wilden Auf-den-Boden-Trampelns als Zeichen heller Begeisterung.
Unter den Strich kommt noch eine abgestaubte, wahnsinnig hässliche Mütze, die mir aber als Tarnkappe in U- oder Straßenbahn sicher noch gute Dienste leisten wird. Sie sieht einfach zu französisch aus.
Am heutigen Tage habe ich mir bloß ein Haus im Panier - dem Viertel am Alten Hafen, das Adolf mal teilweise spregen ließ - angeguckt, das nicht nur älteste Haus der Stadt ist und trotzdem besser aussieht als die meisten, sondern auch beim Wiederaufbau in den 50ern einfach mal lockerlässig um 90° gedreht wurde, so dass die einst eingravierten Straßennamen nun falsch sind. Ich klaue einfach mal ein Paar Bilder.
Det war's, jetzt geht's Tim & Struppi hören,
euer Doktor Bienlein
Dienstag, 7. Oktober 2008
Can't stop, won't stop...
Auch die Fußballer wollen mal ein Bisschen Revolution spielen und es deshalb gibt's in zweieinhalb wahrscheinlich den Kicker/Schiri-Streik. Leider ist es das Wochenende, an dem OM gegen Paris spielen soll. On verra.
Gestern Abend auf dem Heimweg erste Bekanntschaft mit der viel beschworenen Kriminalität gemacht. Ich hatte meinen heißgeliebten Turnbeutel in den Fahhradkorb gelegt, wir hielten auf der Canebière, um eine Kollegin zu verabschieden, als sich ein Kalle um die 18 Jahre dachte, er wär ein Fuchs und versuchte, meine Tasche zu stiebitzen. Geistesgegenwärtig wie eh und je und ausgestattet mit einem Adlerauge, das seinesgleichen sucht, habe ich ihn aber gestellt und er gab mir ohne große Umstände das Ding zurück - wahrscheinlich eingeschüchtert von meinem germanischen Gardemaß.
Das wirkliche Highlight der letzten Tage war jedoch bei der Arbeit, ein Brief des Office français de protection des réfugiés et apatrides (Amt für den Schutz von Flüchtlingen und Staatenlosen, dort werden die Asylanträge gestellt). Er erhielt die Anerkennung des Flüchtlingsstatus für Mr. Youssef, der aus Darfur kommt und lange auf diese Antwort gewartet hat. Dadurch entsteht natürlich auch ein engerer Bezug zum Cimade-Team und es war toll zu sehen, dass sich die Arbeit manchmal dann doch lohnt. Solche Tage sind wie eine Belohnung für die Leute, die dort ihr Bestes geben und meist doch keinen Erfolg haben. Youssef hat es, glaube ich, noch gar nicht fassen können - aber man hat gemerkt, was für eine Last von ihm gefallen ist. Ich bin froh, das jetzt schon erlebt haben zu können und hoffe, es wird noch viele ähnliche Gelegenheiten geben.
Es grüßt der immer noch alles Besitzende
Schülieng
Sonntag, 5. Oktober 2008
I Got Game
Ich bin aus dem Bus ausgestiegen und noch ein gutes Stück weiter gelaufen, vorbei an der alten Pferderennbahn bis hin zum Pointe Rouge, wo es auch einen kleinen Hafen gibt.
Dann habe ich mir den erstbesten Bus für die Rückfahrt geschnappt und war gespannt, wo er mich hinbringt. Antwort: Rond Point du Prado, das heißt keine drei Minuten vom Stade Vélodrome entfernt. Ich wusste, das OM an diesem Abend gegen den Tabellenfünften aus Caen spielt und konnte den ersten gezischten "Cherchez place?" noch widerstehen, nachdem ich einmal ums Stadion rumgelaufen war und mir der fünfte Kerl die gleiche Frage stellte, war es um mich geschehen und mein Geldbeutel um 30 € erleichtert.
Zwei Stunden vor Anpfiff und viel zu dünn angezogen setzte ich mich auf meinen Platz auf der Gegentribüne. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen, der Mistral wurde seinem Ruf als Besen vollkommen gerecht.
Die Tortribünen sind in Marseille übrigens exklusiv reserviert für die Fanklubs und trotzdem voll. Auch hört man hier lieber Biggie und Lauryn Hill als Wolle Petry und Hermes House Band. Je weiter die Sonne unterging, desto mehr Maghrebiner strömten auf die Pläze neben mir, bis ich fast die letzte europäische Visage war. Die Spieler liefen zu Orffs O Fortuna ein, die Blocks grölten martialisch und schon nach zwei Minuten knipste Ben Arfa zum 1:0 für OM. Das wird hier im Allgemeinen so gefeiert, dass die versammelte Ultraschaft wie bekloppt die Tribüne runterrennt, am Zaun rüttelt und die Ordner auf den Plan ruft, die versuchen, für Ordnung zu sorgen. Nach drei, vier bengalischen Feuern war dann wieder Ruhe eingekehrt und mein Fokus wieder auf dem Spielfeld.
Leider bestätigte die schwarze Perle im Marseiller Tor nach knapp 20 Min. alle Vorurteile gegenüber afrikanischen Torwärten und ließ in gekonnter Manier den Ball vor die Füße des Gegners fallen, der kein Problem hatte einzuschieben.
Marseille war dann besser, ohne zu glänzen und erzielte in der 60. Min. den 2:1-Siegtreffer. Nach einer gelb-roten Karte in der 70. pfiff der Schiri, der hier genauso wie überall natürlich immer gegen die eigene Mannschaft pfeift, ab und nun galt es, so schnell wie möglich, das Stadion zu verlassen, denn die Ordner machen hier gleich kräftig Druck, seinen Platz zu verlassen, man sieht keine LaOla für die Fans o.Ä.
Daraufhin ging's zurück zur Metro, die ähnlich überfülllt war wie die Straßenbahn in Freiburg, als man dort noch Zuschauer hatte.
In drei Wochen geht's gegen Paris, DEN Erzfeind, das Stadion wird sicher ausverkauft sein und ich mir überlegen, dorthin zu gehen.
Heute war ich am Strand, habe ein wenig mein Viertel angeguckt und mich einmal wagemutig in den Verkehr als Fahrradfahrer gestürzt. Wieder war die Corniche dran, was die Gefahr nur vergrößert, weil ich mich nie so recht entscheiden kann, worauf ich nun achten soll: Verkehr oder Meer.
Bis jetzt ist ja nichts passiert, deshalb ein fröhliches Tschüssikowski
Freitag, 3. Oktober 2008
Bei der Arbeit ist immer noch die Post der Asylbewerber und alles was dazugehört mein Hauptaufgabengebiet. An sich nicht die spannendste Aufgabe, auf der anderen Seite ist es dort, wo ich in Kontakt mit den Leuten komme und auch mich mit manchen auch unterhalten kann. So gibt es Mr. Alleg, der täglich eine kleine Islam-Nachhilfestunde gibt, John, der meiner Kollegin Jacqueline versucht, Englisch beizubringen oder ich darf jemandem erklären, wo man in Paris denn nun den Nationalen Asylrechtsgerichtshof findet.
Der Ramadan ist seit Dienstag vorbei, die Leute trinken wieder Kaffee und essen Plätzchen, bedeutend mehr ist aber nicht los. Nächstes Wochenende geht es auf die nationale Vollversammlng der Cimade in Sète, wo ich hoffentlich ein größeren Einblick gewinnen kann.
Mein Projekt sollte eigentlich das Suchen und Finden eines Fußballvereins sein, doch das schiebe ich in gewohnt gekonnter Manier vor mir her. In drei Wochen spielt OM gegen Paris und die billigsten Karten kosten die Lächerlichkeit von 72 € und selbst gegen einen Worscht-Gegner wie Caen bekommt man Karten nur ab 32 €.
Aus Deutschland höre ich vom Hinter-den-Kulissen-Comeback von Energy-Ede - es geht also wieder vorwärts und der Uckermark-Hosenanzug ist nicht mehr allzu lange das Titeltier.
Adieu
Samstag, 27. September 2008
Without a gun and a badge, what do you got ?
Übrigens sieht man hier auch immer wieder auch CRS-Prügelbullen rumfahren, in flagranti habe ich sie bisher aber noch nicht erwischt. CRS ist eine Eliteeinheit, der Sarko wohl v.a. deswegen mehr Kompetenzen zugestanden hat, weil der Kärcher nicht richtig funktioniert hat. Was ja aber nicht ist, kann ja noch werden.
Dass aber ein französicher Polizist auch immer noch ein Franzose ist, konnte ich letzte Woche gemeinsame mit Martine erleben. Wir waren mit dem Auto auf dem Weg zur CAF, der Behörde, bei der man Wohngeld beantragen kann, und hatten kurz zuvor mit Laurent, dem pinselnden Neffen, über die hohe Polizeipräsenz geredet, als wir auch sogleich Opfer derselben wurden. Das aber nicht ganz unschuldig. In Martines kleinem Fiat-Flitzer hatte sie nämlich weder Fahrzeugpapiere noch Führerschein und da sie die Erfindung des Anschnallgurtes wohl auch für eher überflüssig hält, waren wir ein gefundenes Fressen für die Flics. Pflichtbewusst wurden Personalien aufgenommen und durchgegeben, als urplötzlich ein rasender Kombi durch den Kreisverkehr stach. Keine zehn Sekunden später waren die Papiere wieder in unseren Händen, die Polizisten wild am Pfeifen und auch schon auf der testorongeschwängerten Verfolgungsjagd, die sich keiner der vier Beamten entgehen lassen wollte. Wir fuhren weiter und sackten das Geld vom Staat ein (bzw. beantragten es...).
Donnerstag, 25. September 2008
Geklaut, aber besser als nix...
Dienstag, 23. September 2008
7 Tage...
Staring through my rearview
Nachdem mein erster Tag bei der Cimade fertig war, habe ich mir ein wenig das Zentrum rund um den Alten Hafen zeigen lassen und ein rendez-vous bei einer Bank vereinbart - bei gefühlten 35°C im Schatten, die in der Bank dank Klimaanlage in schlagartige Kälte umschlugen, ein nicht immer ganz einfaches Unterfangen.
Geschafft stattete ich einem der zahlreichen Olympique Marseille-Shops meinen ersten Besuch, staunte über 75 €-Trikots und ging wieder hinaus, wo auch schon die ersten biertrinkenden und grölenden Liverpool-Fans auf mich warteten. Der gemeine OM-Fan pöbelt dagegen lieber aus der sicheren Deckung, sprich dem fahrenden Auto, heraus. Eh recht beeindruckend, wie hier jeder Zweite Maghrebiner im mutmaßlich geklauten, blütenweißen OM-Trainingsanzug rumstolziert und am besten noch im OM-Café, das am exklusivsten Ort der ganzen Stadt liegt - direkt am Vieux Port -, sein Halal-Imbiss oder auch -Menü verspeist.
Nachdem jemand an der Bahnhaltestelle seine Fähigkeit zur Unaufmerksamkeit wohl allzu deutlich unter Beweis stellen wollte und mit einem lauten "Bong" angefahren wurde, ging es dann hoch in die rue Pierre Béranger, also nach Hause.
Kurzfristige Überlegungen, ins Stade Vélodrome waren an meiner Müdigkeit und den astronomischen Preisen gescheitert.
Das Ersatzprogramm war aber auch nicht allzu schlecht: In der knapp 35m von der Haustür entfernten Bar zusammen mit Toni und Monsieur Ludwig das Spiel im Fernsehen gucken. Zwar habe ich recht wenig davon verstanden, was sie mir erzählten, MIT ihnen habe ich mich aber trotzdem gut verstanden, was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet war, dass die beiden trotz recht offentsichtlichen Alkoholikerdaseins noch ein paar Euro zum Ausgeben für einen armen, kleinen "allemäng" hatte. Monsieur Ludwig zeigte mir stolz seinen Ausweis mit Verweis auf seinen deutschen Nachnamen und Toni erzählte mir vom Europa-Park, den er einmal im Jahr besucht und von Freunden aus Strasbourg, die er ständig versuchte anzurufen, ohne jedoch zu reüssieren. Seine Nummer habe ich jetzt auch.
Der kommende Tag war das 20. Jubiläum meiner Geburt und nachdem ich das erste Mal seit zweieinhalb Wochen ansatzweise ausschlafen konnte (bis 10.00 Uhr...), öffnete ich das Fenster und bekam ein Ständchen à la Romeo & Julia dargeboten. Nur dass leider zwei Kerle dabei waren - Laurent, Martines Neffe und sein Kumpel, die Malarbeiten auf der Terrasse erledigten. Martine kam auch hinzu und es wurde kräftig geschunkelt.
Nach Abknutscherei zum Frühstück gab's ein opulentes Mittagessen, das aufgrund der Entertainer-Qualitäten Laurents sehr kurzweilig ausfiel - erstes Gesprächsthema war die Ernennung Marseilles zur europäischen Kulturhauptstadt 2013. Interessant dabei übrigens, dass ich ihn auf Italienisch besser verstand als auf Franzözisch oder wie man auch immer diese Mischung aus teutonischer Aussprache und provenzalischer Nuschelei nennen soll.
Am Nachmittag habe ich Erfahrungen mit Mikrowellen als Ofenersatz gesammelt, als ich mir meinen eigenen Geburtstagkuchen backte - den ich im Übrigen nicht alleine gegessen habe.
Um meine Existenz als Papst nicht ganz zu vergessen, stieg ich am Abend zur Notre Dame de la Garde auf, von der aus man einen schlichtweg beeindruckenden Blick über die Stadt hat.
So... jetzt genug der detaillierten Darstellung, geht mir selbst auf die Nerven...
Donnerstag weiß ich grad nicht mehr, Freitag kam Tillmann, mein Vor-Vorgänger, mit seinem Vater, der Kameramann beim RBB (glaube ich) ist. Bei der Cimade war eine wichtige Konferenz, die um ein Dekret ging, das die Arbeit der Cimade in den sog. Centres de Rétention - den Abschiebecamps - grundsätzlich in Frage stellt. Da ich aber noch nicht den Riesenüberblick habe, warte ich lieber mit näheren Beschreibungen. Den Samstag habe ich im Wesentlichen mit den beiden aus Berlin Gekommenen verbracht, was sehr nett und witzig war und mich der Stadt noch ein wenig näher brachte.
Am Sonntag sind sie mir dann aber zu früh los. Deshalb habe ich mit Leuten aus Martines Gemeinde hier zu Mittag gegessen. Die Versuche, einer Dame aus Bern, mit mir Schwiizerdütsch zu sprechen waren von derart wenig Erfolg geprägt, dass wir wieder auf Französisch umstiegen. Ihr Mann, nebenbei der Pfarrer, konnte zwar kaum noch laufen, war aber trotzdem so nett, mich im Auto in die Stadtmitte zu fahren.
Das war nämlich meine Aufgabe des Tages: das Meer. Und das ist nunmal gleichbedeutend mit Stadtmitte in Marseille. So bestieg ich eines der Leihfahrräder, brauste den Blvd. de la Libération runter, fuhr auf der Canebière weiter bis zum Vieux Port, von dort ging es vorbei am Fort St. Nicola und dem Pharo, bevor ich am Strand landete, das Meer genoß und beim Versuch, die Stranddusche einzuschalten, scheiterte. Abends saßen wir noch mit Gilles zusammen, meinem Quasi-Mitbewohner, bei dem ich maximal die Hälfte dessen, was er sagt, verstehe. Witziger Kerl isser.
Am Montag war nach der allmorgendlichen Küsschen-Runde wieder die Post bei der Cimade dran und am Nachmittag ging es dann zu einem unglaublichen coolen Bankangestellten, der es weder verstand, dass man bei einem Airconditioner nicht unbedingt gleich auf arktische Temperaturen schalten muss noch dass man mit Nicht-Muttersprachlern auch deutlich sprechen kann. Jetzt gilt die Auf-Gut-Glück-Taktik, dass er mir nichts angedreht hat. Muss morgen nämlich nochmal vorbei, weil man beim Franzosen ca. viertausend Formulare vorbeibringen muss, von deren Notwendigkeit man aber erst auf der Bank erfährt.
Heute morgen sind Tillmann und Vadder für fünf Tage in die Camargue abgedüst und ich war von 7.50 bis 19.50 für die Sache einer gerechteren Welt unterwegs. Den Abend habe ich mit dem hier zu lesenden Sermon verbracht.
Tschüssli Müsli
Sonntag, 21. September 2008
Los ging meine Tour de France nicht in Frankreich, sondern in Hirschluch bei Berlin - elf Tage Vorbereitungsseminar zwischen Moor und Mücken. Zwar war der Großteil des Programms recht interessant, wir waren u.a. im Haus der Wannseekonferenz, konnten einer Neu-Köllner "Stadtteilmutter" zuhören und haben last, but not least Rambo 4 geguckt, bei einem Haufen von 160 SuperSühnern kann es allerdings vor lauter political correctness schnell ein wenig anstrengend werden, da man nur bei den wenigsten mit seiner ausgeprägten Liebe zu böser Negermusik, weiten Jogginghosen und ausgelatschten Adiletten (man stelle sich vor, dass manche diese überhaupt nicht kannten!!) Anklang findet. Zudem sind 160 Leute auf einem Fleck oft doch sehr anstrengend und so war ich doch recht froh, als es am 11. September - wahrscheinlich waren die USA-Tickets an diesem Tag billiger - nach Paris ging, dezimiert auf achtzehn Leute.
Dort wartete das nächste Seminar, diesmal ging es aber auch um praktische Dinge wie Kontoeröffnung, Handy oder das Verhalten des Franzosen an der Ampel. Es war ganz angenehm, weniger Leute um mich herum zu haben und auch direkt in der Stadt zu sein. Papst und Pastis mit Lorenz habe ich ja schon geschrieben.
Am 15.9. ging es dann im TGV endlich Marseille. Mein Papst-Dasein wies mir gleich auch einen Platz neben einer Nonne zu, die mich auf Fahrt unterhielt. Nach überraschend Halten in Avignon und Aix kam ich gegen 19 Uhr in Marseille an und die Sonne begrüßte mich von ihrer strahlendsten Seite. Abgeholt von Anne und Francoise, beide von der Cimade, konnte ich gleich mal mitbekommen, was Verkehr in Marseille heißt: Hupen, Brüllen und Beulen. Nachdem wir sicher in St. Julien - MEINEM Viertel - angekommen waren, wurden wir von einer ca. 1,50m großen, mit einem Dauerlachen ausgestatteten Frau begrüßt - Martine! Meine Vermieterin und Mitbewohnerin, die allzeit gut gelaunt ist und immer ein Lied auf den Lippen hat. Die Ankunft wurde standesgemäß mit Wein begossen, bevor ich das erste Mal in den Genuss von Martines Kochkünsten kam.
Meine erste Aufgabe bekam ich gleich mit auf den Weg: am nächsten Morgen meine Arbeitsstelle finden, ohne jemals zuvor in der Stadt gewesen zu sein. So machte ich mich am nächsten Morgen gegen 9.30 Uhr auf den Weg. Angekommen bin ich um 11.30 Uhr.
Den Weg zum Bus habe ich zwar noch gefunden - knapp 15m von der Haustür entfernt - danach war es aber nicht weit her mit meinem Orientierungssinn. Die Endhaltestelle des Busses ist gleichzeitig meine Umsteigestation, aber wo soll ich dann bloß einsteigen? Die Metro habe ich nicht gefunden, dafür eine der beiden (!) Tramlinien, mit der ich sogar bis zur richtigen Station gefahren bin. Dann noch mal eine gute halbe Stunde, bis ich vom Boulevard de la République die richtige Nebenstraße gefunden hatte und da war sie endlich: meine Arbeitsstelle für das kommende Jahr! Freundlich begrüßt von allen Anwesenden durfte ich mich gleich mal an den Empfang setzen und mich für die Post der Asylbewerber, die bei der Cimade ihre Adresse haben, verantwortlich fühlen.
... jetzt bin ich zu müde und geh in die Heia - morgen 7.15 Uhr aufstehen! Wird fortgesetzt
Donnerstag, 18. September 2008
Jetzt auch online erhältlich
Ja, richtig - ich bin nicht nur Papst, sondern jetzt auch online. Und zwar per WiFi, wie der Franzos' in einem erneuten Anflug von Anglophobie das WLan nennt. Somit auch wieder per ICQ und Skype erreichbar; befürchte, meine guten Vorsätze von wegen Lesen und Stadt angucken werden mit dem heutigen Tage mal wieder ad absurdum geführt... Am Wochenende werde ich die vergangenen drei Wochen dann mal ausführlicher Revue passieren lassen, also freut euch drauf (oder auch nicht...).
Dienstag, 16. September 2008
Finalement arrivé
Samstag, 13. September 2008
Ich bin Papst!
Benedetto in der Stadt und ich live dabei. Stimmung besser als in der Kampfbahn Rote Erde – alle zwei Minuten brandet Torjubel auf. Ich sehe uns, d.h. Den Papst, denn wir SIND ja er, von der Seite, lass mich in religiösen Taumel versetzen. Geh nach zwei Minuten wieder. Geplant: Treffen mit Lorenz an der Notre-Dame. Schlecht geplant. Überall nämlich jubelnde Jugendliche. Aber die Aura des hohen Besuches lässt Lorenz und mich doch zusammenfinden, sehr gut und der wilden Tour durch Paris steht nichts im Wege. Gerne hätte ich Fotos gemacht, die Kamera aber nicht. Ist in Hirschluch kaputt gegangen.