Freitag, 3. Oktober 2008

Hier ist alles fresh wie in Bangladesh, so langsam pendelt sich sowas wie ein Alltag ein, der so aussieht, dass ich morgens zur Arbeit fahre, versuche wachzubleiben, dort mich vormittags um meine Aufgaben als Postbeauftragter kümmere, um danach in der Cimade zu Mittag zu essen. Danach geht's je nach Wochentag unterschiedlich weiter - montags gibt es die sog. Permanence Juridique, während der ein Juristen-Team drei Stunden lang Rechtsberatung anbietet, die über den Asyl-Antrag hinausgeht; dienstags gibt es eine réunion der Cimade-Kampagne "Les Amoureux au ban public", die sich um französisch-ausländische Paare kümmert. Beides geht immer recht lange, so dass ich erst gegen 20 Uhr wieder zu Hause bin, kurz etwas essen, dann nach oben in mein Zimmer gehe und meist schon vor 23 Uhr einschlafe. Den freien Mittwoch habe ich ausgenutzt, um die hiesigen Einkaufsmöglichkeiten auszuprobieren. Resultat: Hier lässt sich Geld ausgeben (der fast tägliche Eis-Genuss schlägt so langsam aber auch zu Buche)! Donnerstag und Freitag sind immer etwas ruhiger, so dass ich meist schon gegen 15 Uhr die Cimade verlassen kann. Die freie Zeit nutze ich, um per pedes das Zentrum um die Canebière weiter zu erkunden, zum fünften Mal zu Mr. Miane bei der Bank zu rennen oder auch mal an und ins Meer zu gehen.
Bei der Arbeit ist immer noch die Post der Asylbewerber und alles was dazugehört mein Hauptaufgabengebiet. An sich nicht die spannendste Aufgabe, auf der anderen Seite ist es dort, wo ich in Kontakt mit den Leuten komme und auch mich mit manchen auch unterhalten kann. So gibt es Mr. Alleg, der täglich eine kleine Islam-Nachhilfestunde gibt, John, der meiner Kollegin Jacqueline versucht, Englisch beizubringen oder ich darf jemandem erklären, wo man in Paris denn nun den Nationalen Asylrechtsgerichtshof findet.
Der Ramadan ist seit Dienstag vorbei, die Leute trinken wieder Kaffee und essen Plätzchen, bedeutend mehr ist aber nicht los. Nächstes Wochenende geht es auf die nationale Vollversammlng der Cimade in Sète, wo ich hoffentlich ein größeren Einblick gewinnen kann.
Mein Projekt sollte eigentlich das Suchen und Finden eines Fußballvereins sein, doch das schiebe ich in gewohnt gekonnter Manier vor mir her. In drei Wochen spielt OM gegen Paris und die billigsten Karten kosten die Lächerlichkeit von 72 € und selbst gegen einen Worscht-Gegner wie Caen bekommt man Karten nur ab 32 €.

Aus Deutschland höre ich vom Hinter-den-Kulissen-Comeback von Energy-Ede - es geht also wieder vorwärts und der Uckermark-Hosenanzug ist nicht mehr allzu lange das Titeltier.

Adieu

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